30.05.2022 – Kategorie: Wirtschaft & Politik
BWE-Studie: In Deutschland gibt es genügend Flächen für Windenergie
Mit seiner neuen Flächenpotenzial-Studie setzt der Bundesverband Windenergie (BWE) die Bundesländer unter Druck, mehr Flächen für die Nutzung der Windenergie auszuweisen.
Für Hermann Albers, den Präsidenten des Bundesverbands Windenergie (BWE), ist der Fall klar: „Wir sagen es schon seit Jahren: Es gibt mehr als genug Flächen in Deutschland, die als Vorrangflächen für Windenergie in Frage kommen. Die Zeit der politischen Ausreden ist endgültig vorbei.“
Am 11. Mai hat der BWE-Präsident zusammen mit Carsten Pape, seinem wissenschaftlichen Partner vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE), eine neue Studie mit dem Titel „Flächenpotenziale der Windenergie an Land 2022“ vorgestellt. Deren wichtigste Fragestellungen: Gibt es genügend Flächen in Deutschland, die für die gefahrlose Nutzung der Windenergie in Frage kommen? Verteilen sich diese Flächen über das ganze Land? Oder konzentrieren sie sich auf wenige Regionen – vorwiegend in den nördlichen Bundesländern?
Flächen für Windenergie sind in allen großen Bundesländern verfügbar
Mit großer Akribie haben die Forscher weite Flächen nach definierten Kriterien ausgeschlossen und die verbliebenen in „Konfliktrisikoklassen“ (KRK) eingeteilt. Am Ende stehen Ergebnisse, die die Auftraggeber im Windenergie-Verband sicher gern gelesen haben:
- Nach Einbeziehung aller Risikofaktoren verbleiben bundesweit 5,6 Prozent aller Flächen in Deutschland als Potenzialflächen für den Ausbau der Windenergie. Die erforderliche Mindest-Windgeschwindigkeit von 6,5 Metern pro Sekunde in einer Höhe von 150 Metern ist mit berücksichtigt.
- Diese Flächen verteilen sich laut Studie über alle „Flächenländer“ in Deutschland. Auch Windkraft-Skeptiker wie Bayern (4,6 %) oder Baden-Württemberg (3,6 %) verfügen über genügend geeignete Flächen, um locker auf das „Zwei-Prozent-Ziel“ zu kommen, auf das der Bundeswirtschaftsminister alle Bundesländer verpflichten will.
- Die größten Flächenreserven weisen die Länder Sachsen-Anhalt (11,1 %), Thüringen (9,6 %), Brandenburg (8,3 %) und Niedersachsen (7,8 %).
- Unter der Zwei-Prozent-Marke landen – wenig verwunderlich – nur die Stadtstaaten Hamburg ( 0,6 %), Berlin (0,7%) und Bremen (1,0 %).
Ein zusätzliches Flächenpotenzial von 0,3 Prozent der Bundesfläche bescheinigt die Studie für die Durchführung von „Repowering“-Maßnahmen. Gemeint ist damit die Modernisierung bereits bestehender Windkraftanlagen und deren Aufwertung durch größere, leistungsstärkere Windräder.
Zustimmung bei der Bundesregierung – Druck auf die „Süd-Länder“
Die Ergebnisse der Studie dürften in Bund und Ländern auf unterschiedlich begeisterte Aufnahme stoßen. Im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) wird man sie gern aufnehmen. Der zügige Ausbau der Windenergie gehört dort zu den Eckpfeilern des Vorhabens, bis 2030 80 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen – allen voran der Windkraft. Auch für die Entwicklung hin zur Wasserstoffwirtschaft ist ein rascher, kontinuierlicher Ausbau der Windenergie von größter Bedeutung.
In Erklärungsnot bringt die BWE-Studie jedoch die Länderregierungen, die bei der Ausweisung von Flächen für Windenergie bisher auf der Bremse stehen. Sie haben sich in der Vergangenheit mit unterschiedlichen Argumenten dagegen verwahrt, mehr Flächen für Windenergie in ihren Ländern bereitzustellen. Tendenziell sind das eher südlich gelegene Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen oder Rheinland-Pfalz.
Bekanntestes Beispiel unter den „Windkraft-Bremsern“ ist Bayern mit seiner 10H-Regel. Diese besagt, dass kein Windrad zugelassen wird, das nicht mindestens 10-mal so weit von der nächsten Wohnbebauung entfernt liegt wie die Höhe seiner Flügel reicht. Eine 200 Meter hohe Anlage muss also mindestens 2000 Meter vom nächsten Haus entfernt sein. Seit Inkrafttreten dieser Regel ist der Neubau von Windrädern in Bayern de facto zum Erliegen gekommen.
Windkraft: Ausbau von 56 GW Leistung auf 115 GW geplant
Insgesamt waren Ende 2021 in Deutschland rund 28.000 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 56.000 Megawatt (= 56 Gigawatt) installiert. Das Ausbauziel der Bundesregierung sieht einen Windkraft-Zubau auf 115 Gigawatt Leistung bis 2030 vor. Für 2022 ist eine Erhöhung um 3 Gigawatt vorgesehen, für 2023 um 5 Gigawatt. Ob diese Zielwerte wirklich erreicht werden, ist ungewiss.
Nach Überzeugung des BWE-Präsidenten zeigt die neue Studie ein wichtiges Faktum auf. An einem Mangel an Flächen für Windenergie am Land scheitert der Ausbau jedenfalls nicht. Für Hermann Albers steht fest: „Das ist keine Frage der Verfügbarkeit geeigneter Flächen. Es ist eine Frage des politischen Willens auf Landesebene.“
Aufmacherfoto: Adobe Stock
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