03.05.2022 – Kategorie: Technik & Innovation

Energiespeichersysteme: Explodierender Markt mit hohen Wachstumserwartungen

Infografik zeigt Wachstum der Energiespeicherbranche von 2019 bis 2022

Der Markt der Stromspeicher für Haushalte, Unternehmen und Infrastruktursysteme ist in den vergangenen drei Jahren um mehr als 40 Prozent gewachsen. Eine Abschwächung ist nicht in Sicht: Die Energiewende und die Unwägbarkeiten des Ukraine-Kriegs motivieren zu weiteren Investitionen in die Versorgungssicherheit.

Krise? Welche Krise? Von 6,2 Milliarden Euro Umsatz im „Vor-Corona-Jahr“ 2019 haben die Hersteller größerer Energiespeichersysteme ihren Umsatz in drei Jahren um insgesamt 43 Prozent steigern können – auf fast 9 Milliarden Euro im Jahr 2021. Das Wachstumstempo der Branche könnte sich in den kommenden Jahren sogar noch steigern: Einen weiteren Zuwachs um 2,5 Milliarden Euro im laufenden Jahr halten die Experten des Branchen-Beraters 3Energie-Consulting (3EC) für absolut denkbar.

Voraussetzung allerdings ist, dass die internationalen Lieferketten halten – trotz „Shanghai-Stau“ in der Schifffahrt und dem allzu nahen Krieg in Osteuropa. Und dass die Branche im Inland genügend Arbeitskräfte findet, die den Speicher-Boom weiter vorantreiben – und aus der Politik keine Bremssignale kommen.

Urban Windelen jedenfalls, der Geschäftsführer des Bundesverbands Energiespeicher Systeme (BVES), zeigt sich zuversichtlich: „So schrecklich er ist – der Krieg in der Ukraine beschleunigt den Druck zum Ausstieg aus Öl und Gas zur Wärmeerzeugung in der Industrie enorm. Das bedeutet direkte Elektrifizierung über Erneuerbare Energien und Ermöglichung der üblichen Produktionsprozesse in der Industrie – gerade über thermische Speichertechnologien.“

Energiespeichersysteme: Dominanz der Heimspeicher – starke Entwicklung bei Unternehmensanwendungen

Besonders das Marktsegment der Heimspeicher hat das Wachstum zuletzt vorangetrieben: Hunderttausende von Stromspeichern für die eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach haben Privatpersonen in den vergangenen Jahren in ihren Häusern installiert. Viele haben zusätzlich in Wärmepumpen investiert – und ein Elektroauto gekauft. Das Speichervolumen der Heimanlagen wird immer größer: Von 6,8 Kilowattstunden (KWh) in 2017 ist ihre durchschnittliche Kapazität auf 8,8 KWh in 2021 angewachsen. Mit 4,4 Milliarden Euro machen die Heimspeicher 2021 knapp die Hälfte des Gesamtmarkts in 2021 aus.

Aber auch Industrie und Gewerbe haben zuletzt kräftig in Stromspeichersysteme investiert: War im „Corona-Jahr“ 2020 der Markt noch um 20 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro geschrumpft, so hat er diese Delle mit einem Umsatzsprung auf 1,8 Milliarden (plus 38 Prozent) in 2021 mehr als wettgemacht. Für das laufende Jahr erwartet der Verband einen weiteren Schub von mindestens 10 Prozent auf rund 2 Milliarden Euro. In der aufkommenden Wasserstoff-Technologie sieht sie perspektivisch einen glänzenden Wachstumsmarkt.

Weitgehend gesättigt hingegen zeigt sich der Speichermarkt für die Systeminfrastruktur der großen Energieversorgungsunternehmen (EVU). Für Pumpspeicher und großvolumige Pufferbatterien haben die Stromversorger seit 2018 konstant rund 1,8 Milliarden Euro pro Jahr ausgegeben.

Kaum Nachfragesorgen – Skepsis bei Arbeitskräften und staatlicher Regulierung

Für die Zukunft zeigen sich die 600 Branchenvertreter, die in einer aktuellen Studie befragt wurden, ausgesprochen optimistisch: 86 Prozent von ihnen schätzen die Marktaussichten für die kommenden Jahre als „sehr positiv“ oder „eher positiv“ ein, 82 Prozent rechnen mit weiter steigenden Umsätzen. Die stärkste Entwicklung erwarten die Experten im Bereich der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität (30 Prozent) und der Industriesysteme für Strom und Leistung (25 Prozent). Die Erwartungen für weitere Zuwächse im Heimspeicher-Bereich fallen mit 13 Prozent geringer aus.

Infografik über die Marktbereiche der Energiespeichersysteme
Das Wachstum der kommenden Jahre erwartet die Energiespeichersysteme-Branche nicht mehr vorrangig bei den Heimspeichern, sondern in Bereichen wie den Industrie-Speichersystemen und der boomenden Elektromobilität.

Die Anzahl der Beschäftigten in der Branche ist sogar im Krisenjahr 2020 leicht auf 14.700 gestiegen und im vergangenen Jahr auf fast 17.000 kräftig gewachsen. Ein weiterer Anstieg auf 20.000 und mehr Facharbeitskräfte wäre in den kommenden Jahren erforderlich. Ob er aber zu erreichen sein wird, halten viele für ungewiss.

Die geringsten Sorgen machen sich die Befragten um die künftige Nachfrage (nur 4 Prozent). Markthemmnisse dagegen sehen sie neben dem möglichen Arbeitskräfte-Mangel vorrangig in regulatorischen Einschränkungen seitens der Politik, der hohen Bürokratie und in steigenden Kosten für Rohstoffe und Produktion.

Deutliche Hoffnungen setzt die Branche dabei in die neue Bundesregierung: Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) erwartet langsame Verbesserung in den regulatorischen Rahmenbedingungen, 38 Prozent hoffen sogar auf schnelle Fortschritte. 3EC-Experte Jörg Blaurock sieht darin einerseits eine große Chance für die Ampel-Regierung. Andererseits warnt er: „Wenn die Bundesregierung es versäumt, die hohen Erwartungen, die mit ihrem Amtsantritt verbunden werden, zu erfüllen, dann kann sich die Stimmung in der Branche auch rasch gegen sie wenden!“


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