Holzenergie: Zugpferd für die Energiewende und den Klimaschutz

HolzenergieQuelle: Bundesverband Bioenergie

Holzenergie ist eine der bedeutendsten erneuerbaren Energiequellen. Ohne Bioenergie kann die Energiewende nicht gelingen. Insbesondere die klimaneutrale Wärmewende lässt sich ohne die Nutzung moderner Holzenergie unter den strengen Nachhaltigkeitsanforderungen nicht umsetzen.

Wenn es um die Energiewende geht, dreht sich die öffentliche Debatte meist um den Ausbau von Wind, Sonne & Co. Sehr leicht wird dabei übersehen, dass sich hinter dem „& Co“ allein mit der Holzenergie – als einem Teilbereich der Bioenergie neben Biogas und Biokraftstoffen – eine erneuerbare Energieform verbirgt, die 2022 mit rund 141 Milliarden kWh immer noch mehr Energie bereitgestellt hat als Wind (125 Milliarden kWh) oder Sonne (70 Milliarden kWh).

Die Treibhausgasvermeidung durch den Ersatz von Kohle, Öl und Gas durch Holz beträgt pro Jahr knapp 34 Millionen t CO2. Anders ausgedrückt: Die deutsche Klimabilanz wäre ohne Holzenergie um rund 5% schlechter. Besonders im Wärmebereich, der mehr als die Hälfte des deutsche Energieverbrauchs ausmacht, geht beim Ausbau der erneuerbaren Energien ohne Holz gar nichts. Den leider recht kümmerlichen Anteil von knapp 17,4 % erneuerbarer Wärme dominiert die feste Biomasse mit davon zwei Dritteln deutlich.

Diversifizierte Nutzung

Doch welches Holz wird in Deutschland eigentlich zu Energiezwecken genutzt? Schaut man sich politische Diskussionen auf nationaler und EU-Ebene an, könnte man meinen, der deutsche Wald würde wahllos abgeholzt, um dann als Wertholz verfeuert zu werden. Weit gefehlt. Ein Blick in die Statistik hilft, um diese Diskussion zu versachlichen: Das Umweltbundesamt (UBA) hat dazu im März 2022 einen umfangreichen Bericht [1] veröffentlicht, nach dem 2020 rund 59,9 Millionen m³ Holz energetisch genutzt wurden. Auf private Haushalte entfällt dabei mit knapp 27,4 Millionen m³ etwas weniger als die Hälfte, während kleine Biomasseanlagen unter 1 MW etwa 15 % (9,3 Millionen m³) und Biomasseanlagen über 1 MW etwas mehr als ein Drittel (22,1 Millionen m³) nutzen.

Insgesamt spielt Derbholz mit 27 % der energetisch genutzten Holzsortimente die wichtigste Rolle, gefolgt von Altholz mit 22,5 %, Sägenebenprodukten mit 15,4 % und Waldrestholz mit 10,9 %. Dabei gibt es zwischen den unterschiedlichen Nutzergruppen erhebliche Unterschiede: Während in privaten Haushalten das Scheitholz aus Wald und Garten für fast drei Viertel des genutzten Energieholzes steht (20,5 Millionen m3), spielt Waldderbholz in Anlagen unter 1 MW mit 17,5 % schon eine weniger wichtige Rolle und ist in Anlagen über 1 MW mit 2,7 % nahezu unbedeutend. In den knapp 6,6 Millionen privaten Haushalten mit Brennholzverbrauch ist seit den 2000er Jahren zudem der Pelletverbrauch stark angestiegen, von weniger als 0,1 Millionen m3 zu Beginn der 2000er auf 2,9 Millionen m3 in 2018.

Bei den knapp 43.000 Biomasseanlagen unter 1 MW ist Waldrestholz mit 27 % der bedeutendste Brennstoff, gefolgt von Waldderbholz (17,5 %), Sägenebenprodukten (15,0 %) und Pellets/Briketts (14,3 %). Im Bereich über 1 MW, in dem sich „nur“ 409 Biomasseanlagen befinden, ist das Altholz mit 56 % der dominierende Brennstoff, gefolgt von Landschaftspflegematerial (10,5 %) und Waldrestholz (8,8 %). Interessant ist dabei, dass in den 111 Anlagen mit einer Feuerungswärmeleistung größer 20 MW nahezu 80 % der Holzbrennstoffe aller Anlagen über 1 MW eingesetzt wird – die Anlagengröße ist für den Holzeinsatz also entscheidender als die Anlagenzahl. Bei den Nutzerstrukturen von Holzenergie ergibt sich damit – wenig überraschend – eine Verschiebung von Derbholz in Privathaushalten hin zu Waldrestholz in kleinen Biomasseanlagen und Altholz in größeren Anlagen.

Holzhackschnitzel finden als Brennstoff in Hackschnitzelheizwerken, -heizkraftwerken und Hackschnitzelheizungen Verwendung. Quelle: Bundesverband Bioenergie

Nachhaltig, zertifiziert, lokal

In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Regelungen und Vorschriften, was die Bewirtschaftung der Wälder und die energetische Holznutzung anbelangt. Denn die deutsche Forstwirtschaft ist nachhaltig: Ein sogenannter Kahlschlag ist in deutschen Wäldern verboten, und es wird rein aus marktwirtschaftlichen Gründen nur das Holz für die energetische Verwendung genutzt, für das sich keine höherwertige stoffliche Verwendung ergibt. Doch die Forstwirtschaft hierzulande ist nicht nur aufgrund der gesetzlichen Vorgaben nachhaltig: Rund 76 % sind zusätzlich PEFC-zertifiziert, unterliegen also freiwillig strengen Regeln einer ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Das bedeutet unter anderem, dass nur so viel Holz geerntet wird, wie im selben Zeitraum nachwächst.

Durchschnittlich wachsen in Deutschland jährlich 117 Millionen m³ Holz nach. Im Jahr 2021 wurden kalamitätsbedingt nach vorsichtiger Schätzung nur circa 99 Millionen m³ Holz entnommen. Die amtliche Statistik weist 83 Millionen m³ aus und ist aufgrund der fehlenden Produktionsmenge kleinerer Sägewerke und Betriebe deutlich geringer. Damit bleiben sogar in Krisenjahren knapp ein Fünftel des jährlichen Zuwachses stehen – der Wald baut trotz Nutzung weiteren Holzvorrat auf. Energieholz ist somit annähernd CO2-neutral. Dies trifft auch auf andere Energieholzsortimente wie Altholz oder Landschaftspflegematerial zu. Denn bei diesen handelt es sich um Reststoffe, die im letzten Schritt noch energetisch verwendet werden, wenn sich keine sinnvolle stoffliche Verwertungsmöglichkeit ergibt. Da zudem 98 % des hierzulande genutzten Energieholzes aus Deutschland stammen, handelt es sich bei fester Biomasse um einen nachhaltigen und vor allem auch lokal verfügbaren Rohstoff.

Zusätzlich zu den strengen nationalen Vorgaben setzt die EU mit der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) Nachhaltigkeitsanforderungen an die energetische Holznutzung in Anlagen ab einer bestimmten Größenklasse (20 MW). Ende März wurde zudem die Novelle der RED II, die RED III beschlossen, mit der die EU das Ziel für den Ausbau erneuerbarer Energien von 30 auf mindestes 42,5 % im Jahr 2030 hochsetzt. Die Nachhaltigkeitskriterien für die Holzenergie werden mit der RED III auf europäischer Ebene noch einmal verschärft.

Das Wichtigste aber ist, dass die Holzenergie ihren Status als erneuerbare Energie behält und weiterhin förderfähig bleibt. Allerdings sollen Förderprogramme zukünftig eine abgestufte Holznutzung (Kaskade) berücksichtigen, und für bestimmte Holzsortimente wie Säge-, Furnier- und Industrierundholz sowie Stümpfe und Wurzeln soll keine direkte finanzielle Förderung mehr gewährt werden. Die Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien der EU muss durch Zertifizierung sichergestellt werden, wofür es im Bereich der Holzenergie zum Beispiel das System SURE (Sustainable Ressource Verification Scheme) gibt.

Der Brennwert der Holzhackschnitzel liegt je nach Holzart und Wassergehalt bei rund 4,0 kWh/kg. Quelle: Bundesverband Bioenergie

Holzenergie hat viele Gesichter

Doch Holzenergie sollte nicht durch unnötig bürokratische oder aufwendige Verfahren behindert werden. Denn sie kann so einiges: Neben grünem Strom ist sie zudem in der Lage, nachhaltige Wärme auf unterschiedlichsten Temperaturniveaus bereitzustellen – ein Multitalent. So kann durch Holzenergie sowohl das Ein- oder Mehrfamilienaus beheizt werden als auch die Prozesswärmeanlage, in der teilweise über 500 °C heiße Luft oder Dampf benötigt wird. Vor allem im Gebäudebestand, der nicht mit niedrigen Temperaturen arbeiten und sich nur eingeschränkt durch Wärmepumpen beheizen lässt, bietet Holzenergie oft die einzige lohnende Alternative. Weil sie gleichzeitig auch in Neubauten Wärme über Zentralheizungen oder Wärmenetze bereitstellen kann, sind ihre Einsatzmöglichkeiten vielseitig und tragen zur Defossilisierung des Gebäudesektors bei.

Wärmenetze sind sowohl im ländlichen als auch im städtischen Raum eine energieeffiziente Möglichkeit der Energieerzeugung. Zudem ermöglichen sie eine flexible Nutzung von Holzsortimenten: So können Gebrauchthölzer aus der Kreislaufwirtschaft Verwendung finden, welche aus rechtlichen und technischen Gründen (insbesondere mit Blick auf die Abgasfiltertechnik, Anlagensteuerung und Auslegung) nicht für kleine Kessel in Privathaushalten geeignet sind.

Neben der Wärmebereitstellung im Gebäudesektor spielt Holzenergie auch in der Prozesswärmeerzeugung eine wichtige Rolle. Holzenergie kann problemlos ein Temperaturniveau zwischen 100 und 300 °C liefern, in speziellen Anlagen sogar bis zu 550 °C. In der Industrie wird der Energieträger vor allem zur Dampf- und Heißlufterzeugung verwendet. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal unter den verschiedenen Bioenergiearten. Keine andere erneuerbare Energieform kann so zuverlässig, bedarfsgerecht und hocheffizient Prozesswärme in dieser Qualität bereitstellen.

Unverzichtbarer Einsatz

In Zukunft sind Investitionen in moderne Heiz- und Klimatechnik sowie Prozesswärme weiterhin notwendig, um die Energiewende voranzutreiben und den Klimaschutz zu fördern. Künftig wird die Holzenergie aber noch eine weitere Stärke ausspielen können: Mit dem Ziel der Klimaneutralität wird es immer wichtiger, nicht nur Emissionen zu reduzieren, sondern auch CO2 der Atmosphäre zu entziehen, also sogenannte negative Emissionen zu generieren. Durch die Abscheidung von CO2 aus den Rauchgasen von Holzheiz(kraft)werken kann die Bioenergie dabei als CO2-Staubsauger fungieren. Mit dem sogenannten BECCS (Bioenergy with Carbon Capture and Storage) wird die Energieerzeugung also nicht nur CO2-neutral, sondern sogar CO2-negativ.

Holzenergie punktet mit dezentralen Strukturen und fördert regionale Wertschöpfung sowie Arbeitsplatzsicherheit im ländlichen Raum. Ohne die Nutzung von moderner Holzenergie unter den strengen Nachhaltigkeitsanforderungen ist die klimaneutrale Wärmewende nicht möglich. Zusätzlich wird mit der nun erfolgten Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke sowie der schrittweisen Loslösung von fossilen Brennstoffen die Relevanz der erneuerbaren Energien enorm steigen, auch die der Holzenergie. Vor allem, wenn im Sinne des Bundesklimaschutzgesetzes bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 65 % gegenüber 1990 reduziert werden sollen und Deutschland 2045 klimaneutral sein will, ist der Einsatz von Holzenergie unverzichtbar.


[1] UBA 2022: Aktuelle Nutzung und Förderung der Holzenergie. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/cc_12-2022_aktuelle_nutzung_und_foerderung_der_holzenergie.pdf

Lesen sie auch: Biomassekessel: Optimierung der Brennwertnutzung


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