02.08.2022 – Kategorie: Neue Energie & Umwelt

Landstrom-Anlage soll im Hafen von Toulon für bessere Luft und weniger Lärm sorgen

Quelle: ABB

Mit einem intelligenten Energiefluss-Management von ABB will der französische Mittelmeerhafen seinen jährlichen Schadstoff-Ausstoß um 80 Prozent reduzieren.

Als erste große Hafenstadt am Mittelmeer will Toulon alle seine Docks für Fähren und Kreuzfahrtschiffe konsequent „elektrifizieren“. Den französischen Hafen laufen Jahr für Jahr rund 1300 Passagierschiffe an, jährlich mehr als 1,6 Millionen Fähr- und Kreuzfahrtgäste abgefertigt. Die Hafenbehörde will ab 2023 allen einlaufenden Schiffen anbieten, ihre Dieselgeneratoren auszuschalten. Sie sollen sich während der Liegezeit stattdessen vollständig mit Strom vom Land versorgen.

ABB – Pionier der modernen Landstrom-Technologie

Als Technikpartner für den Aufbau einer Energieversorgung per Landstrom haben sich die Franzosen für den Maschinenbau-Konzern ABB entschieden. Für die Schweizer Innovationsspezialisten ist diese Aufgabe nicht neu. Sie haben schon 2004 in Göteborg die weltweit erste „Shore-to-Ship“-Gesamtlösung installiet. Seither sind mehr als 50 ähnliche Anlagen auf der ganzen Welt hinzugekommen.

In vielen Häfen sind die großen Schiffe, die den Bordstrom mit Dieselaggregaten selbst erzeugen, die größte Lärm- und Luftverschmutzungsquelle. Doch immer stärker entwickelt sich ein „Gegentrend“. Schiffe, die Landstrom beziehen, sparen Treibstoff- und Wartungskosten ein und nutzen eine deutlich „sauberere“ Energiequelle. Passagiere wie Anwohner profitieren von ser besseren Luftqualität und der geringeren Lärm- und Vibrationsbelastung während der Liegezeit.

Toulon spielt eine zentrale Rolle dabei, die Region für Unternehmen und Touristen attraktiv zu machen. Wichtig ist der Hafen auch für die Umsetzung des Escales zéro fumée“-Plans der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA). Der Plan sieht vor, in den drei größten Häfen Toulon, Marseille und Nizza allen Schiffen einen emissionsfreien Aufenthalt zu ermöglichen.

Auch entlang der norwegischen Küste nutzt eine Vielzahl von Fähr- und Containerhäfen die Landstrom-Technologie, um die Schiffe im Hafen mit Energie zu versorgen. Foto: ABB

Smart Grid mit unterschiedlichsten Energiequellen

„Das innovative Projekt basiert auf einem intelligenten Energieflussmanagement mit einem einzigartigen Energiemix. Die Landstromversorgung wird mehr als 80 Prozent der Schadstoffemissionen vermeiden – und die Reedereien sparen jährlich 9.000 Stunden Dieselbetrieb ein“. sagt Hubert Falco, der Präsident von Toulon Provence Méditerranée Metropolis.Allein beim Fährbetrieb ergibt sich so eine Reduktion der Schwefelemissionen, die dem Ausstoß von 50.000 Personenwagen entspricht.“

„Technisch betrachtet, entwickeln wir ein neues Smart Grid, das Energieströme von vielen miteinander verbundenen Quellen digital steuert. Die Infrastruktur macht es möglich, die Gesamtenergieeffizienz zu optimieren und den CO2-Fussabdruck enorm zu reduzieren“, erklärt Frédéric Mestivier, technischer Leiter des Dekarbonisierungsprojekts.

ABB leitet das Konsortium, das mit dem Management und der Ausführung des schlüsselfertigen Projekts betraut wurde. Die Lösung wird genug Energie bereitstellen, um den Bedarf von drei gleichzeitig einlaufenden Fähren oder einem Kreuzfahrtschiff zu decken. Für die Schiffe stehen 50- und 60-Hertz-Anschlüsse zur Verfügung.

Das innovative System kann den Energiemix für die Versorgung der Schiffe über das lokale Stromnetz (Enedis) automatisch anpassen. Genutzt wird auch Solarenergie aus einer Photovoltaikanlage und ein großer Energiespeicher aus Lithium-Batterien. So lassen sich Verbrauchsspitzen glätten und überschüssige Solarenergie flexibel speichern. In die Planungen für den weiteren Ausbau sind schon jetzt zusätzliche erneuerbare Energiequellen wie Brennstoffzellen integriert.

Internationale Schifffahrt will Emissionen reduzieren

„Wir fühlen uns geehrt, dieses innovative Projekt leiten zu dürfen“, sagte Jyri Jusslin, Head of Service bei ABB Marine & Ports. „Es ist bemerkenswert, wie die Behörden von Toulon diese Gelegenheit nutzen. Sie stellen die Weichen für eine nachhaltigere Zukunft mit intelligenten Systemen, die heute schon verfügbar sind.“

Dem Branchenverband Interferry zufolge befördern Fähren weltweit rund vier Milliarden Passagiere und 370 Million Fahrzeuge jährlich. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation IMO hat das Ziel ausgerufen, die jährlichen Emissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent und bis 2050 um 70 Prozent zu reduzieren.


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