Vielseitiger Energieträger mit Schlüsselaufgabe

Energie aus Biomasse

Im Projekt „Powerland 4.2“ entwickelten die Universität Hohenheim, die Hochschule Reutlingen und das Unternehmen Novatech die Steuerung für eine vollständig automatisierte Biogasanlage, die erneuerbaren Strom und Wärme bedarfsgerecht liefert – insbesondere in den Produktionslücken von Sonne und Wind.

r.energy 2/2023

Säule der Energiewende

Der Fokus bei den erneuerbaren Energien liegt häufig noch immer auf der Stromerzeugung durch Solar- und Windkraft. Die Energiewende ist aber vor allem auch eine Wärmewende. Immerhin entfallen in deutschen Haushalten rund zwei Drittel des Energiebedarfs auf das Heizen. Und über alle Sparten wie Haushalte, Industrie, Gewerbe oder Verkehr betrachtet, macht der Wärmesektor ebenfalls etwas mehr als die Hälfte des Bedarfs aus. Rund ums Thema erneuerbare Wärme führt daher kein Weg an der Biomasse vorbei.

Doch auch Strom aus Biomasse spielt eine wichtige Rolle, da er – grundlastfähig – Schwankungen im Stromnetz ausgleichen kann. Der mit Abstand wichtigste Bioenergieträger in Deutschland ist hierbei Holz, das zusammen mit der Stromerzeugung von Biomasseheizkraftwerken für fast ein Drittel der gesamten erneuerbaren Energieerzeugung verantwortlich ist. Aktuell decken erneuerbare Energieträger in Deutschland knapp 16 Prozent der Wärmeversorgung ab, ein Anteil, der bis 2030 auf 50 Prozent ausgebaut werden soll. Dass Wärme aus Biomasse dabei der bedeutendste erneuerbare Energieträger ist, zeigen die schon aktuell bereitgestellten über 80 Prozent. Neben der Wärmeerzeugung mit Scheitholz, Holzpellets und Holzhackschnitzeln in Privathaushalten, die 2020 zum Beispiel mehr als ein Drittel der erneuerbaren Wärmebereitstellung ausmachte, wurden über 13 Prozent der Wärme aus Holz für industrielle Prozesse und weitere rund 10 Prozent aus Holz für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen zur Verfügung gestellt.
Biomasse ist der vielseitigste erneuerbare Energieträger in Deutschland. Von der Stromerzeugung über die Wärmebereitstellung bis hin zur Kraftstofferzeugung wird sie in fester, flüssiger und gasförmiger Form genutzt. Insbesondere Holz ist preislich absolut konkurrenzfähig. Sieht man sich rein lokale Lieferketten an, liegt zum Beispiel bei Scheitholz der Anteil an grauer Energie im unteren einstelligen Prozentbereich. Bei Pellets sieht es nicht viel schlechter aus. Zudem kann, was Emissionen betrifft, davon ausgegangen werden, dass neue Technologien die noch umweltfreundlichere Nutzung sicherstellen werden. Nicht zuletzt ist das Speichern von Energie eines der wichtigsten Themen rund um erneuerbare Energieträger. Biomasse bietet hier Synergien zu anderen erneuerbaren Systemen, die es auszuloten gilt. Dies gilt vor allem für Holz als dezentral verfügbarem natürlichen Energiespeicher. Die intelligente Abstimmung von Bedarf und Erzeugung wird im Kontext von Sonnenenergie oder Windkraft eine Schlüsselaufgabe der nächsten Jahre sein.

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Ihr
Michael Hobohm
Chefredakteur
r.energy

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