07.06.2022 – Kategorie: Neue Energie & Umwelt

Stromverbrauch in Deutschland: Erneuerbare decken die Hälfte des Bedarfs

Im ersten Quartal 2022 haben die Erneuerbaren Energien 50 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms geliefert. Doch damit will sich BDEW-Chefin Kerstin Andreae noch längst nicht zufriedengeben.

Alle erneuerbaren Energieträger zusammen haben von Januar bis März 2022 die Hälfte des Brutto-Stromverbrauchs in Deutschland abgedeckt. Nach ersten Erkenntnissen liegt der Beitrag der „Erneuerbaren“ damit neun Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Die vorläufigen Werte haben der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) im Mai veröffentlicht.

Stromverbrauch in Q1/2022 fast identisch mit 2021 – Erneuerbare-Anteil stark gestiegen

Der absolute Stromverbrauch in Deutschland hat sich im Vergleich zum Vorjahresquartal kaum verändert:  Ein Verbrauch von 146,5 Mrd. kWh in 2022 steht einem Wert von 146,6 Mrd. kW im Vorjahr gegenüber.

Damit ist der Anteil der fossilen Energieträger Öl, Gas und Kohle sowie der Atomenergie am Verbrauch elektrischer Energie insgesamt hierzulande weiter gesunken. Noch vor zehn Jahren hatten die „Fossilen“ und die Kernkraft zusammen mehr als 75 Prozent des Stromverbrauchs ausgemacht. Viele Marktteilnehmer hatten es seinerzeit für ausgeschlossen gehalten, dass der „erneuerbare“ Anteil am deutschen Stromverbrauch jemals höher als auf 30 oder 35 Prozent steigen würde.

„Wind an Land“ ist der wichtigste erneuerbare Energieträger

Unter den „Renewables“ nimmt die Windkraft mit einem Gesamtanteil von mehr als 30 Prozent am Gesamtverbrauch eine beherrschende Stellung ein. Vor allem die Windräder an Land (26 %) sind für die Stromerzeugung in Deutschland von überragender Bedeutung.

Aber auch die Biogasanlagen (8 %) und die Photovoltaik (7 %) tragen in wachsendem Ausmaß dazu bei, den immensen deutschen Gesamtverbrauch an Strom zu befriedigen. Die Anteile von Wasserkraft (3%) und Siedlungsabfällen dagegen stagnieren seit Jahren.

BDEW fordert mehr Tempo beim Ausbau des Ökostroms

„Der Anstieg des Erneuerbare-Anteils am Stromverbrauch ist erfreulich. Wir dürfen uns aber nicht täuschen lassen. Der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie verläuft aktuell viel zu schleppend “, sagt Kerstin Andreae, die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Auch um schnell unabhängig von russischen Energieimporten zu werden, müssen wir beim Ausbau von Erneuerbaren Energien dringend aufs Tempo drücken.“

Mit dem Osterpaket hat die Bundesregierung hierfür bereits einige wichtige Weichen gestellt. Doch an einer der Schlüsselpositionen für einen beschleunigten Ausbau fehlt es nach Ansicht der BDEW-Chefin noch gewaltig: „Mit einem effizienteren Planungs- und Genehmigungsrecht könnten Bauvorhaben viel schneller realisiert werden. Neue Windräder und Photovoltaik-Anlagen könnten schon viel mehr zur Stromversorgung beitragen, wenn hier die Verfahren einfacher wären.“

Für entscheidend hält es Andreae außerdem, dass ein schneller Ausbau der Erneuerbaren auch mit einer konsequenten Modernisierung und Erweiterung der Stromnetze einhergeht. „Es darf nicht passieren, dass erneuerbare Strommengen verloren gehen, weil uns die Netze fehlen“, sagt sie. „Maßnahmen zur beschleunigten Flächenausweisung sowie zur Planung und Genehmigung von Erneuerbare-Energien-Anlagen sollten daher auch für den Netzausbau Anwendung finden.“

In Deutschland wird mehr Strom erzeugt als verbraucht

Mit einem Ertrag von 160 Milliarden kWh hat die Bruttostrom-Erzeugung in Deutschland im ersten Quartal 2022 den Verbrauch – wie gewohnt – um knapp 15 Milliarden kWh übertroffen. IAnders als der Stromverbrauch hat die Stromerzeugung hierzulande gegenüber dem Vorjahreszeitraum (155 Mrd. kWh) zugelegt – um immerhin drei Prozent.

Insgesamt haben Deutschlands „Erneuerbare“-Produzenten in den ersten drei Monaten dieses Jahres 73,1 Mrd. kWh Strom aus regenerativen Quellen erzeugt – 13,2 Milliarden mehr als im Vorjahreszeitraum (59,7 kWh). 45,6 Mrd. kWh stammten aus der Wind-Produktion – 38,0 Mrd. durch Wind an Land und 7,6 Mrd. durch Wind auf See. 13,4 Mrd. kWh steuerte die Biomasse bei, 9,6 Mrd. kWh die Photovoltaik und 4,4 Mrd. kWh die Wasserkraft.

Aus fossilen Energieträgern inklusive Atomenergie wurden im ersten Quartal 86,7 Mrd. kWh erzeugt. Im Vorjahresquartal waren es mit 95,2 Mrd. kWh noch um zehn Prozent gewesen.

Gsamtenergieverbrauch – viel höher als der Stromverbrauch

Der Stromverbrauch darf nicht mit dem Gesamtenergieverbrauch eines Landes verwechselt werden. Denn letzterer liegt ungleich höher, da er auch alle „nicht-elektrischen“ Energieverbrauchs-Anteile einer Volkswirtschaft enthält – wie Wärme bzw. Kühlung für Privathaushalte und Gewerberäume, die Prozessenergie in Industrie und Gewerbe, die Kraftstoffe in allen Bereichen der Mobilität und vieles mehr.

Vom Primärenergieverbrauch decken somit auch die regenerativen Energien in allen Volkswirtschaften einen wesentlich kleineren Anteil ab als beim Stromverbrauch. In Deutschland haben die Erneuerbaren im Gesamtjahr 2021 nur 15,9 Prozent zum Gesamtverbrauch an Primärenergie beigetragen. Beim reinen Stromverbrauch lag ihr Anteil dagegen bei 42 Prozent.


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