19.12.2022 – Kategorie: Neue Energie & Umwelt, Wirtschaft & Politik
Stromverbrauch in Deutschland: Erneuerbare deckten 2022 fast die Hälfte ab
Erneuerbare Energien haben 2022 insgesamt 47 % des Bruttostromverbrauchs gedeckt. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Damit ist der Anteil um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.
Verantwortlich für den Zuwachs der Erneuerbaren am Stromverbrauch in Deutschland waren vor allem der windreiche Jahresbeginn mit Rekordwerten in der Stromerzeugung aus Windenergie an Land und die sonnigen Sommermonate. Auch bei Windenergie auf See und Biomasse gab es leichte Zuwächse.
Investitionen unabdingbar
„Für eine sichere, unabhängige Energieversorgung der Zukunft sind Investitionen in Erneuerbare, aber auch in Speicher, Netze und wasserstofffähige Gaskraftwerke unabdingbar. Jede zusätzliche Kilowattstunde erhöht die verfügbare Menge Strom und kann künftig beitragen, die Versorgung zu sichern“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Der Ausbau der Erneuerbaren muss daher nicht trotz, sondern wegen der aktuellen Krise weiter vorangetrieben werden. Das bedeutet vor allem: mehr Flächen für Windenergieanlagen und PV-Anlagen, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie bei der Photovoltaik eine deutliche Verbesserung der Regeln für Prosuming, Mieterstrom und Energy sharing. Gleichzeitig müssen die Netze für einen steigenden Anteil Erneuerbarer Energien fit gemacht werden. Wir können uns aus dieser Krise nur herausinvestieren.“
Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, ergänzt: „In der aktuellen Situation sind es vor allem produzierende Unternehmen auf der Nachfrageseite, die mit erheblichen Investitionen in erneuerbare Energien vorangehen. Dies geschieht nicht nur, um kurzfristig die Auswirkungen der Energiepreiskrise auf das eigene Geschäft zu reduzieren, sondern auch, um sich langfristig gegen steigende Preise abzusichern und Lieferabhängigkeiten zu vermeiden. Zusammen mit den vielfältigen Aktivitäten zum Erreichen einer klimaneutralen Produktion macht dies aktuell die Unternehmen zu einer treibenden Kraft für den Klimaschutz.“
Auch Staiß mahnt: „Es ist jetzt an der Politik, mit der Festlegung des rechtlichen Rahmens das Marktumfeld schnellstens so zu gestalten, dass eine hohe Ausbaudynamik ermöglicht wird. Das betrifft die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, aber auch den Aufbau der Produktionskapazitäten für Elektrolyseanlagen für grünen Wasserstoff sowie die Infrastrukturen für Strom- und Wasserstoffnetze oder Betankungs- und Schnelllademöglichkeiten für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben.“
Erzeugungszahlen im Einzelnen
Insgesamt wurden im Jahr 2022 nach vorläufigen Berechnungen rund 574 Milliarden kWh Strom erzeugt. Das sind knapp 2 % weniger als im Jahr 2021 (2021: 585 Milliarden kWh). Davon stammten 256 Milliarden kWh aus Erneuerbaren Energien (2021: 237,1 Milliarden kWh). Hier machten Windkraftanlagen an Land mit 99 Milliarden kWh (2021: 90,6 Milliarden kWh) den größten Anteil der regenerativen Stromerzeugung aus.
Photovoltaikanlagen lieferten gut 62 Milliarden kWh (2021: 51,4 Milliarden kWh). Dicht darauf folgt Biomasse (einschließlich dem biogenen Anteil der Siedlungsabfälle) mit knapp 47 Milliarden kWh (2021: gut 45,4 Milliarden kWh). Rund 25 Milliarden kWh Strom stammten aus Windenergieanlagen auf See (2021: 24,4 Milliarden kWh). Wasserkraftanlagen lieferten knapp 18 Milliarden kWh (2021: 19,4 Milliarden kWh).
Ökostromanteil: Zwei Berechnungsmöglichkeiten
Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab. Er beträgt nach vorläufigen Berechnungen 2022 knapp 547 Milliarden kWh (2021: 564,2 Milliarden kWh).
Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge. Der Anteil Erneuerbarer Energien im Jahr 2022 auf Basis der Bruttostromerzeugung beträgt knapp 45 % (2021: 40,5 %).
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