08.07.2022 – Kategorie: Produkte & Lösungen

Wasserstoff: Siemens Energy macht Ernst mit der Serienfertigung skalierbarer Elektrolyseure

Erst Bosch, jetzt Siemens Energy: Mit hohen Investitionen steigen die Giganten der deutschen Elektroindustrie in den Markt der Wasserstoffherstellung per Elektrolyse ein. Für den weltweiten Wasserstoffmarkt ist das ein ermutigendes Signal.

Die Frage, ob die Großindustrie ernsthaft an den baldigen Start des internationalen Wasserstoffmarkts glaubt und bereit ist, sich mit voller Kraft dabei einzubringen, ist geklärt. Schon im März 2022 hatte Siemens Energy angekündigt, in Berlin eine Fertigungslinie für Elektrolyseure aller denkbaren Größenordnung zu errichten. Diese soll in den kommenden Monaten aufgebaut werden und im nächsten Jahr die ersten Produkte ausliefern.

Nun hat die Energie-Tochter des Weltkonzerns genauer aufgezeigt, wohin bei den Wasserstoff-Erzeugungsanlagen ihr Ehrgeiz geht. So will Siemens Energy die Elektrolyseure für zwei der größten Wasserstoff-Projekte liefern, die derzeit in Europa geplant sind: die eMethanol-Herstellungsanlage der Großreederei Maersk in Kassoe, Dänemark (geplante Leistung: 50 Megawatt) und das Normand´Hy-Projekt des Gas-Riesen Air Liquide an der französischen Atlantikküste (geplant: 200 Megawatt).

Die dänische Großreederei Maersk ist weltweit der Vorreiter bei dem Plan, erneuerbar erzeugtes eMethanol in den Motoren von Containerschiffen einzusetzen und so den CO2-Ausstoß deutlich zu verringern.

Siemens Energy/Air Liquide will Marktführer für große Elektrolyseure in Europa werden

Mit Air Liquide ist Siemens Energy eine noch engere Bindung eingegangen als nur die des Anlage-Lieferanten. Die Franzosen, Nummer Zwei auf dem internationalen Markt für Industriegase, werden künftig auch 25-%-Partner in einem Joint Venture mit Siemens Energy sein. Das Gemeinschaftsunternehmen zielt darauf ab, künftig zu den internationalen Marktführern für Elektrolyseanlagen zu gehören. Es wird in der Lage sein, Electrolyzer in Größenordnungen von wenigen Megawatt bis hin zum Gigawatt-Bereich herzustellen.

„Wir wollen eine treibende Kraft für die Wasserstofftechnologie sein“, sagt Christian Bruch, Vorstandsvorsitzender von Siemens Energy. „Um grünen Wasserstoff wettbewerbsfähig zu machen, brauchen wir in Serie gefertigte, kostengünstige und skalierbare Elektrolyseure – und starke Partnerschaften.“ Gemeinsam mit Air Liquide, das schon seit 50 Jahren ein Vorreiter beim industriellen Umgang mit Wasserstoff sei, wolle man „innovative Lösungen umsetzen und den neuen Wasserstoffmarkt gestalten.“

Christian Bruch, der Vorstandschef von Siemens Energy, will sein Unternehmen in der Partnerschaft mit Air Liquide zu einer prägenden Kraft für Elektrolyseure ausbauen.

François Jackow, Chief Executive Officer von Air Liquide, ergänzt: „Die Gründung dieses deutsch-französischen Joint Ventures ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, ein führendes europäischen Ökosystem für erneuerbaren und kohlenstoffarmen Wasserstoff aufzubauen.“  Industrielle Kunden in Europa und aller Welt bräuchten große Mengen an erneuerbarem Wasserstoff, um ihre Aktivitäten konsequent zu dekarbonisieren. Aber das CO2-freie Gas müsse eben auch zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar sein und in Massen hergestellt werden. „Nur so können wir Wasserstoff zu einer treibenden Kraft der Energiewende im Kampf gegen die globale Erwärmung machen.“

PEM-Technologie mit hohem Wirkungsgrad

Künftig stellt die neue Fabrik in Berlin die einzelnen Elektrolysezellen her und verbindet sie zu funktionstüchtigen Modulen, den Stacks. Die werden dann zu verfahrenstechnischen Einheiten unterschiedlicher Größe zusammengesetzt – entsprechend dem Leistungsumfang, den der Kunde benötigt. In Deutschland erfolgt diese „Endmontage“ künftig am Siemens Energy-Standort Mülheim. Sie lassen sich aber auch durch andere Partner vor Ort ausführen – wie etwa beim Normand’Hy-Großprojekt in Frankreich. Im eMethanol-Projekt in Dänemark hat Maersk den dänischen Erneuerbare Energie-Spezialisten European Energy mit dieser Aufgabe betraut.

Alle Produkte der kommenden Jahre beruhen auf der PEM-Technologie (Proton Exchange Membrane). Diese weist einen hohen Wirkungsgrad auf und kann sehr flexibel auf den Betrieb mit den volatilen erneuerbaren Energien reagieren. Gerade dafür sei die hohe Steuerungsintelligenz der Maschinen von allergrößter Bedeutung, betonen beide Firmen.

Die Vereinbarungen zwischen den Joint-Venture-Partnern gehen schon heute über die derzeit vorherrschende Technologie hinaus. Beide sind bereit, auch ihre F&E-Kapazitäten zur Verfügung zu stellen, um gemeinsam die nächste Generation von Elektrolyseur-Technologien zu entwickeln. Sie planen deshalb, sich an europaweiten Forschungsprojekten zu beteiligen, die im Rahmen großer EU-Programme wie dem IPCEI Hydrogen (wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse im Bereich Wasserstoff) darauf abzielen, die Elektrolyseur-Technologien der nächsten Generation zu entwickeln.

Aufmacherfoto: Siemens Energy

Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Beitrag zu den Elektrolyseur-Plänen von Bosch


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